Drahtseilbahn

Basalt vom Asberg

Das Gestein wurde vor über 100 Jahren mit einer Drahtseilbahn zum Rheinbreitbacher Rheinufer transportiert.

Auf einer bekannten alten Ansichten, aus der Zeit als Rheinbreitbacher noch ein Weinort war, ist eine Drahtseilbahn zu erkennen, die südlich des Dorfes mitten durch ausgedehnte Weinbauflächen verläuft.

Ortsansicht mit Weinbergen und Drahtseilbahn
Ortsansicht mit Weinbergen und Drahtseilbahn

Die Seilbahn ist schon seit über 100 Jahren verschwunden, im Dorf werden aber immer noch Geschichten und Anekdoten aus dieser Zeit erzählt. Und dies zurecht, denn die ehemalige Verbindung zum Gesteinstransport hatte zwar eine kurze, aber dafür umso interessantere Historie.

Abbaubeginn

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand durch große Wasserbauprojekte in Holland, die Befestigung von Flussufern und den Bau von Eisenbahndämmen und Straßen eine große Nachfrage an Basaltgestein, das für diese Zwecke besonders gut geeignet war.

So begann man um 1881 auch mit dem Basaltabbau am Asberg, dem mit 441m höchstem Berg der Verbandsgemeinde Unkel. Es wurden sogenannte Wasserbausteine und Säulenbasalt gewonnen. In den ersten Jahren musste das schwere Gestein noch über schlecht befestigte Waldwege mit Pferdefuhrwerken zum Rhein transportiert werden.

Verträge mit Grundstückseigentümern

Im Jahr 1886 sollte durch den Bau einer Drahtseilbahn zum Rheinbreitbacher Rheinufer der Gesteintransport erheblich verbessert werden. Am 6.Dezember wurde für die Dauer von zunächst 14 Jahren, durch die Firma Gebrüder Peters & Cie. zu Honnef, mit den betroffenen Grundstückseigentümern, deren Land von der Seilbahn überquert wurde, Verträge geschlossen. Bis ins Jahr 1887 hinein wurde die Bahn dann errichtet. Die Baukosten betrugen damals 300.000 Reichsmark.

Um besser auf die große Nachfrage von den unterschiedlichen Vorkommen von Basalt reagieren zu können und um gemeinsam die Transportprobleme besser lösen zu können, schlossen sich am 2. Juni 1888 acht Holländer und drei Deutsche zur Basalt AG zusammen. Mitbegründer waren der Holländer Geradus L.W. Peters aus Nimwegen und der Geschäftsmann Karl Weckbecker aus Bad Honnef, bei denen es sich um die Teilhaber der Firma Gebrüder Peters & Co. und die Steinbruchbesitzer am Asberg gehandelt haben muss.

Durch den Zusammenschluss wurde die Basalt AG auch Eigentümer des Steinbruchs am Asberg und der Drahtseilbahn nach Rheinbreitbach.

Arbeit im Basaltsteinbruch
Arbeit im Basaltsteinbruch

Technische Daten

Die Seilbahn hatte eine Gesamtlänge von 6,3 Kilometer. Der Höhenunterschied zwischen dem Asbergplateau und der Rheinuferböschung betrug 362 Meter. Die Bahn musste auf ihrer Trassenführung sieben Höhenrücken und sieben Täler überwinden. Auf der Gemarkung „Böscheid“ machte sie eine Kurve von 29 Grad. Hier und auf der Gemarkung „In Beckers“ hatte sie Zwischenstationen.

Sie lief über Holzpfeiler, die im Durchschnitt ca.11m hoch waren. In Taleinschnitten waren die Pfeiler höher, auf den Höhenrücken zum Ausgleich wohl niedriger. Sie standen in einem Abstand von etwa 50 Metern, wobei man bei einer Länge von 6,3km auf über 120 Pfeiler kommt. Zur Überquerung von zwei tieferen Taleinschnitten wurde ein größerer Abstand gewählt. Die beiden Stützen an den Hangseiten standen auf Doppelpodesten und werden sicherlich um die 20m hoch gewesen sein. Der Antrieb erfolgte mit Dampfkraft. Die Basalt AG hatte zu dieser Zeit mehrere sogenannte „Dampflokomobile“ im Einsatz, die auch die Seilbahn angetrieben haben. Ein Dampflokomobil diente dazu die Wagen über die Anhöhe am Detzelbachtal zu ziehen und musste also an der Zwischenstation, auf Beckers, gestanden haben.

Die Seilbahn hatte ein Tragseil und ein Zugseil. Die Transportwagen wurden an Rollen auf das Tragseil gehangen und dann am Zugseil festgeklemmt. An manchen Stellen musste die beladene Bahn gebremst werden. Die hölzernen Bremsbacken wurden vom Rheinbreitbacher Stellmacher Menden geliefert. Auf Grund der Länge waren immer wieder technische Schwierigkeiten zu meistern.

Seilbahn im Bereich des heutigen Waldfriedhofs
Seilbahn im Bereich des heutigen Waldfriedhofs

Entlang der Trasse wurden bei einer Begehung auch mehrere Porzellanteile aufgefunden, deren Form auf die Verwendung als Isolatoren schließen lässt. Die Isolatoren waren vermutlich auf den Holzpfeilern befestigt und könnten zur Führung einer Telegrafenleitung gedient haben.

Der Basalt wurde in Krotzenform auf dem Asberg in die Transportbehälter verladen. Für den Transport der längeren Basaltsäulen gab es extra Wagenkonstruktionen, die aber seltener benutzt wurden.

Schürger beim Beladen der Schiffe
Schürger beim Beladen der Schiffe

Der St. Marienbergerplatz am Rhein

Das Ende der Bahn befand sich am Rhein südlich vom Mühlenweg. Die Stelle wurde damals als „St.Marienbergerplatz“ bezeichnet. Möglicherweise haben ehemalige Bergleute die bei der Basalt AG Beschäftigung fanden diesen Namen eingeführt. Vormals war an dieser Stelle am Rheinufer ab er auch eine Verladestelle für die Kupfererze die zum Teil auswärts verhüttet wurden.
Hier am Rheinufer befanden sich eine „Ablage“ mit mehreren Gebäuden. An gerüstähnlichen Konstruktionen mit Schienen konnten die Transportbehälter (Wagen) zu verschieden Verwertungsstellen gezogen und abgekippt werden. Ein Teil wurde mittels einrädrigen Schürreskarren über schmale Bohlen von sogenannten „Schürgern“ direkt auf Schiffe transportiert. Ein anderer Teil wurde von Steinschlägern (oder auch Schrottschläger) zu unterschiedlichen Verwendungszwecken in verschiedene Größen von Hand zerkleinert. Johann Emmerich leitete hier die Arbeiten.

Schrottschlägergesellschaft am Marienbergerplatz
Schrottschlägergesellschaft am Marienbergerplatz
Schmiede der Seilbahn am Rhein im Jahr 1901
Schmiede der Seilbahn am Rhein im Jahr 1901

Damit das Steineschlagen nicht so eintönig war, wurden auf den Namen Emmerich mehrstrophige Lieder gereimt die dann während der Arbeit gesungen wurden.

Am Rhein, da klopft der Emmerich,
nur am Rhein, da klopft er Stein. …………..

Am Rheinufer war auch zu Reparaturzwecken eine Schmiede vorhanden. (Vermutlich das jetzige Haus Seidenberg an der Heerstraße

Alte Anekdoten

Nach Schließung der Kupferbergwerke an Virneberg und St.Marienberg boten die Steinbrüche vielen Bergleuten neue Arbeit. Auch die alte Steigerfamilie Mühlenbein fand Beschäftigung bei der Basalt AG. Es ist noch mündlich überliefert, das August Mühlenbein, der Betriebsleiter am Asberg war, die Seilbahn mit seinem dreibeinigen Hund auch zu seiner persönlichen Beförderung benutzte. So eine Fahrt war zum einen nicht ganz ungefährlich, zum anderen barg sie das Risiko, dass die Anlage in Unwissenheit der Passagiere abgestellt wurde. Hatte man dieses Pech an einer ungünstigen Stelle, so musste man in luftiger Höhe ausharren und gar Übernachten um die Wiederinbetriebnahme am nächsten Tag abzuwarten.

Die Seilbahn verlief nur etwa 30m südlich der alten, 1881 errichteten, Dorfschule entlang. Da Schulkinder sich bekanntlich gerne ablenken lassen und aus dem Fenster schauen, zog die Seilbahn die Blicke gerade zu an. So wurde schon der Aufbau der Bahn 1887 mit großem Interesse verfolgt. Später während dem normalen Betrieb sorgte sie aber auch noch für Aufregung. Mitten im Unterricht hieß es dann plötzlich „Do kütt en ne Säulewaare“ und alle Schüler schauten aus dem Fenster. Die Störung des Unterrichts wurde dann von Lehrer Dittmeyer mit einer „Tracht Rahmes“ (Prügelstrafe) bestraft.

Zur Verpflegung der im Steinbruch arbeitenden Männer wurden zur Mittagszeit heiße „Henkelmänner“ (Essensgefäße mit Griff) in Lappen gewickelt und in die bergan zurücklaufenden Wagen gelegt. Auf der Gemarkung Zimmerschoß war eine Stelle wo, die Bahn so niedrig lief, das man hier die Henkelmänner während der Fahrt in die Wagen legen konnte.

Das Ende der Seilbahn

Obwohl viele Verträge für den Seilbahnbetrieb, mit den Grundstückseigentümern, ab dem Jahr 1900 für weitere 20 Jahre verlängert wurden kam es zu einem Rechtsstreit der das Schicksal der Seilbahn besiegeln sollte. Eine Familie Hattingen aus Oberwinter (später wohnhaft in Unkel) betrieb den konkurrierenden Steinbruch Himbrich hinter Bandorf. Durch Grundbesitz hatte die Basalt AG die Erweiterung des Abbaus verhindert, natürlich sehr zum Ärger von Heinrich Josef Hattingen, der den Steinbruchbetrieb hier einstellen musste. Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. 1897 erwarb er von Johann Wilhelm Lindener zum Preis von 1700 Mark die Waldparzelle, Flur 15, No.184, in der Unkeler Gemarkung „auf dem Böscheid“, unter der Asberg-Seilbahn der Linzer Basalt AG. Lindener stand in Verhandlung mit Betriebsleiter Mühlenbein und hatte angeboten die Verträge für 100 Mark, auf weitere 20 Jahre zu verlängern, was jedoch der Basalt AG vorerst zu teuer war. Hattingen kam dem Konkurrenten zuvor. Nach dem er in Besitz der Parzelle war, lehnte er eine Verlängerung des bis zum 6.Dezember 1900 laufenden Vertrags ab und verklagte die Basalt AG dazu, die Seilbahn über seinem Grundstück zu räumen.

Er beabsichtige hier „ein Hause zum Sommeraufenthalte“ zu errichten um das unrentabel gewordene Kapital vom Steinbruch Himbrich anlegen zu können. Hattingen gewann den Rechtsstreit. Bereits 1901 wurde der Seilbahnbetrieb eingestellt und die Bahn dann, nach dem sie noch mindestens bis März 1902 stillstand, demontiert.

Der Steintransport wurde später mittels einer Gleisanlage und Loren vom Asberg zum Mehrberg bewerkstelligt. Von dort wurde eine neue Seilbahn nach Kasbach errichtet. Ab Ende der 50er Jahre erfolgte der Basalttransport dann mit Lastkraftwagen. Zu Beginn der 70er Jahre waren die Basaltvorkommen am Asberg erschöpft und der Steinbruch wurde stillgelegt.

Heutige Spuren

Der Asberg wurde der Natur zurück gegeben. Durch Oberflächenwasser in den Abbauvertiefungen bildeten sich Feuchtbiotope, die Geologie und Vegetation haben hier nun ganz gewiss ihre Besonderheiten zu bieten.

Wandert man die Strecke der ehemaligen Seilbahn ab, kann man noch einzelne Pfeilerplateaus mit Fundament-Resten und eisernen Befestigungsbolzen finden. Am Rhein ist noch eine Stützmauer des Marienbergerplatzes aus Basaltsteinen vorhanden. An der westlichen Mauer des Haus Elisabeth, an der Neuwiederstraße, kann man in einer Nische, Reste eines Pfeilerfundaments ausmachen.

So mancher Basaltstein ging damals unterwegs verloren und erinnert heute noch in unserem Wald an die Seilbahnverbindung, die vor 100 Jahren zum Rheinbreitbacher Rheinufer führte.

Jürgen Fuchs, April 1998, ergänzt 2003