Die Geschichte des Bergwerks Virneberg im Überblick

Ansicht der Grube St. Josephsberg um 1875
Ansicht der Grube St. Josephsberg um 1875

1. Betriebsperiode: ca. 150 – 350 n.Chr. Römerzeit

  • Indizien für den römischen Bergbau:
  • Römische Münzfunde: Denkmünze „Antonius Aug. Pius“ (150 n.Chr.), gefunden um 1800. Tonschale mit ca. 5000 kl. Bronzemünzen, gefunden 1905: Porta Nigra u. Kaiser Trajan (250 n.Chr.), Konstantin d.Große (285-337 n.Chr.), Abbildung eines rauchenden Altars und „votis vice-nalibus“
  • Überlieferung des Begriffs „Jüddekuhl / Judenkaule“ (römische Sklaven?, Tagebau)
  • Vergleichbarer römischer Trachitabbau am Drachenfels. Römischer Bergbau mit Verhüttung ist rechtsrheinisch an den Gruben Altglück, Lüderich und Bliesenbach um 20 n.Chr. archäologisch nachgewiesen.
  • Bedeutender Kupfererzgang trat bis zu Tage und war daher leicht zugänglich

2. Betriebsperiode: ca. 1400 / 1500 n.Chr. Spätmittelalter

  • Die Existenz einer Zwergensage deutet auf mittelalterlichen Bergbau
  • Der bereits im 17. Jahrhundert verwendete Namen „Firneberg“
    Firn bedeutet alt, im Ursprung unbekannt.
  • Frühes Auffinden von alten Strecken in Eisen-u.-Schlägelarbeit (vor Verwendung des Schießpulvers im Bergbau), sowie versteinerter Reste einer Wasserkunst. (18. Jhd.)
  • Existenz einer vermutlich spätmittelalterlichen Wehranlage von Graben und Wall als Zugangshindernis östlich und westlich des Virnebergs

3. Betriebsperiode: 1604 – ca. 1634 Bartolomäus Brück

1604 Erstmalige urkundliche Erwähnung als kurfürstliches Bergwerk, unter Bartolomäus Brück (Brüggen) aus Aachen in Betrieb genommen.
Mitgewerken wurden der Kölner Bürger Dietrich Rath und Johann Meinerzhagen die zur gleichen Zeit (1629) auch die bekannte Bleigrube in Mechernich betrieben.
1611 Rationeller Betrieb nachgewiesen. Brück möchte eine 200 Jahre alte Schlackenhalde am Virneberg auswerten
1620 Kurfürst gewährt 4-jährige Zehntfreiheit. Die jährliche Kupferproduktion liegt lediglich bei 100 Zentner soll aber bis 1629 auf 400-500 Zentner angestiegen sein.
1630-34 Zerstörung der Schmiede und Wasserkunst durch die Schweden.
Der Gesamtschaden belief sich auf 18.000 Rthlr., Die Gewerken Joh. Meinerzhagen u. Wittib Raets ersuchten Kurfürst Maximilian Heinrich um eine weitere Zehntfreiheit.
1668 Bergmeister Christoff Frantz erstellt im Auftrag des Kurfürsten eine Generalübersicht aller Bergwerke. Einführung des Namen „Firneberg“ zur Unterscheidung vom Bergwerk im Siepen.

4. Betriebsperiode: 1685 – 1732 Anton Chlouth

1685 Wiederaufnahme durch Anton Clouth. (Versuchsarbeiten?)
1694, 21.Juli Verleihung der Bergrechte an den Kölner Brückenbaumeister Anton Clouth durch Kurfürst Josef-Clemens von Bayern.
Baubeginn des Grundstollens
1695 Mitgewerke werden: Johann-Hermann Kempis und Johann-Arnold de Reux, der spätere Generalvikar der Erzdiozöse Köln
1699 Die Anteile von Kempis gehen an Peter Breuer (Brewer) dem damaligen Schultheis von Deutz.
1705 Breuer verkäuft seine Anteile an Clouth und de Reux
1720 Fertigstellung des Grundstollens (520 Lachter Länge)
1721 Anton Clouth verstorben.
1732 Verkauf der Anteile Clouths an die Kölner Kaufleute Joh. Heinrich Hüls und Joh. Franz Wierz.

5. Betriebsperiode: 1732 – 1797 Hüls und Wirz

1735 Erster Nachweis des Namen St.Josephsberg (Kapelle Selhof)
(St.Marienberg 1724)
1744 80 Mann beschäftigt.
1756 Glockenguß für das Bonner Münster mit 8000 Pfd. Breitbacher Kupfer
1773/74 Gründung der St.Josephsberger-Knappschaft (Gemeinsame Notkasse)
1789 Beschreibung durch C.W. Nose, 100 Mann Belegschaft,
20. Okt. 1789 Besuch des jungen Alexander v. Humboldt
1792/93 Misswirtschaft und Raubbau am Virneberg
1794 Besetzung des rechten Rheinufers nach der franz. Revolution, Bergbau kommt zum Erliegen.
1797 J. M. Hüls muss seine Anteile wegen Überschuldung an die Gebrüder Bolckhausen abtreten.

6. Betriebsperiode: 1797 – 1820 Bolckhausen, Bleibtreu u. Erben Wirz

1797 Fortführung durch Gewerkschaft Erben Wirz und Gebrüder Bolckhaus, Köln
1799 Leopold Bleibtreu wird Berginspektor am Virneberg
Neuordnung des Betriebes, strenge Vorschriften, schwarzgrüne Uniformen,
Knappschaftsbüchse und medizinische Versorgung. Pflege alter Bergmannsbräuche.
1800 Schacht „Vertrauen zum Landesvater“ Der letzte Kurfürst Max-Franz besuchte mehrmals die Rheinbreitbacher Bergwerke.
1802 Besuch des Kurkölnischen Regierungspräsidenten Graf v. Nesselrode – Reichenstein an den Bergwerken.
1801-1811 Anpachtung der Unteren Burg als Wohnsitz (Leopold u. Abraham Bleibtreu)
1803 Säkularisation: Anfall der Gegend an Herzogtum Nassau.
Besuch von Fürst Friederich August.
1805 Wiederinbetriebnahme des alten, oberen Feldorts.
1810 Fertigstellung des Wasserstollens im „Duverott“, in den nächsten Jahren geht der Bergbau zurück, die Wasserkunst geht zu Bruch
1815 Wiener-Kongress: Die Rheinprovinz fällt an das Königreich Preussen

7. Betriebsperiode: 1820 – 1853 Gebrüder Rhodius

1820 Übernahme durch Christian und Engelbert Rhodius aus Linz
1821 Aufarbeitung alter Halden durch Schwefelsäure, Vitriolherstellung.
Aufbau der Sterner-Hütte durch die Gebr. Rhodius in Linz
1832 Wiederinbetriebnahme des eingestürzten Grundstollens, der mit einer 1044m langen eisernen Schienenfahrt (Grubenbahn) ausgestattet wurde.
1840 Beginn des Tiefbaus mittels Dampfkraft am Regentenschacht.
Verlegung der Förder- und Aufbereitungsanlagen an den Virneberg.
Errichtung des St.Josephberger-Kreuzes durch die Gewerkschaft
1843 Regentenschacht hat eine Tiefe von 112 Metern erreicht, Querschlag zur Erzlagerstätte.
1848 Schwierige Verhältnisse durch die Revolution. Nur Aufbereitung der Halden
1852 Einstellung des Bergbaus

8. Betriebsperiode: 1853 – 1862 Anonyme Gesellschaft für Rheinischen Bergwerks-und Hüttenbetrieb

1853 erkauf an Anonyme Gesellschaft für Rhein. Bergwerks- und Hüttenbetrieb (Generaldirektor Rudolph Rhodius). Vertiefung Regentenschacht auf 132m, Anlage des ebenso tiefen Alexanderschachts
1854 Höchste Kupferproduktion von 53.506 Zentner
1855 Knappschaft besteht aus 260 Männern, Frauen und Kindern
1861 Förderung von 42.047 Tonnen Erz

9. Betriebsperiode: 1862 – 1886 Virneberg Copper + Mining Company

1862 Übernahme durch St.Josephsberg Copper + Lead Mining Comp.Ltd.
1864 86 Personen Belegschaft
1870 Neuer Maschinenschacht, „Hadley Schacht“
1876 Neue Gesellschaft: Virneberg Copper + Mining Company
Abwurf von Regenten- und Alexanderschacht
1878/80 Neubau von Aufbereitungsanlagen
1882 Einstellung des Betriebes der englischen Gesellschaft, Fortführung mit kleiner Belegschaft
1886 Endgültige Stillegung durch Grubendirektor M.K.Roskilley

Weitere Entwicklung:

1894 Errichtung des Chlouths Kreuz auf der Breiten Heide durch die letzten Rheinbreitbacher Nachkommen der Familie
1896 Abriss des letzten Schachtgerüstes.
1902 Kauf durch Alfred Mannesmann
1907, 26.8. Gründung des St. Josephs-Bürgerverein aus der ehemaligen Knappschaft
1914 Bruch des Virneberger Weihers
1939-45 Während des zweiten Weltkrieges kurzzeitige Versuchsarbeiten durch die deutsche Wehrmacht (Grundstollen).
1945 Zerstörung des Clouths Kreuz
1980, 23.11. Gründung der Bergbauforschergruppe „St.Josephsberger Hobbysteiger“
1981 Neuerrichtung des Clouths Kreuz unweit des alten Standorts, durch den St. Josephs-Bürgerverein
1986 Erneuerung des St. Josephsberger-Kreuzes durch den Bürgerverein
1986, Okt. Veröffentlichung des Buches „Rheinbreitbach, mit Schlägel und Eisen“
1991-97 Das Virneberger Haldengelände wird rekultiviert und als Wildgehege umzäunt.
Das von der Bonner Baustelle zum Haus der Geschichte angefahrene Erdreich enthält zum Teil römische Scherben.
1994, Juli Herausgabe einer Bronze-Gedenkplakette zum 300-jährigen Jubiläum der Verleihung der Bergrechte an Anton Chlouth.
1999 225 Jahre Knappschaft / Bürgerverein, Veröffentlichung einer Festschrift mit Bergbaugeschichte
2000 Bürgerverein übernimmt die Patenschaft über den so genannten Umlaufstollen und legt dessen Eingänge im Herbst frei.
2000 – heute Laufende Reparatur-Arbeiten an den Mauerresten einer ehemaligen Erzaufbereitung mit dem „Umlaufstollen“.
Arbeiten am Umlaufstollen
Arbeiten am Umlaufstollen

Jürgen Fuchs, 2002