Die Geschichte des Bergwerks Virneberg im Überblick

1. Betriebsperiode: ca. 150 – 350 n.Chr. Römerzeit
- Indizien für den römischen Bergbau:
- Römische Münzfunde: Denkmünze „Antonius Aug. Pius“ (150 n.Chr.), gefunden um 1800. Tonschale mit ca. 5000 kl. Bronzemünzen, gefunden 1905: Porta Nigra u. Kaiser Trajan (250 n.Chr.), Konstantin d.Große (285-337 n.Chr.), Abbildung eines rauchenden Altars und „votis vice-nalibus“
- Überlieferung des Begriffs „Jüddekuhl / Judenkaule“ (römische Sklaven?, Tagebau)
- Vergleichbarer römischer Trachitabbau am Drachenfels. Römischer Bergbau mit Verhüttung ist rechtsrheinisch an den Gruben Altglück, Lüderich und Bliesenbach um 20 n.Chr. archäologisch nachgewiesen.
- Bedeutender Kupfererzgang trat bis zu Tage und war daher leicht zugänglich
2. Betriebsperiode: ca. 1400 / 1500 n.Chr. Spätmittelalter
- Die Existenz einer Zwergensage deutet auf mittelalterlichen Bergbau
- Der bereits im 17. Jahrhundert verwendete Namen „Firneberg“
Firn bedeutet alt, im Ursprung unbekannt. - Frühes Auffinden von alten Strecken in Eisen-u.-Schlägelarbeit (vor Verwendung des Schießpulvers im Bergbau), sowie versteinerter Reste einer Wasserkunst. (18. Jhd.)
- Existenz einer vermutlich spätmittelalterlichen Wehranlage von Graben und Wall als Zugangshindernis östlich und westlich des Virnebergs
3. Betriebsperiode: 1604 – ca. 1634 Bartolomäus Brück
1604 | Erstmalige urkundliche Erwähnung als kurfürstliches Bergwerk, unter Bartolomäus Brück (Brüggen) aus Aachen in Betrieb genommen. Mitgewerken wurden der Kölner Bürger Dietrich Rath und Johann Meinerzhagen die zur gleichen Zeit (1629) auch die bekannte Bleigrube in Mechernich betrieben. |
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1611 | Rationeller Betrieb nachgewiesen. Brück möchte eine 200 Jahre alte Schlackenhalde am Virneberg auswerten |
1620 | Kurfürst gewährt 4-jährige Zehntfreiheit. Die jährliche Kupferproduktion liegt lediglich bei 100 Zentner soll aber bis 1629 auf 400-500 Zentner angestiegen sein. |
1630-34 | Zerstörung der Schmiede und Wasserkunst durch die Schweden. Der Gesamtschaden belief sich auf 18.000 Rthlr., Die Gewerken Joh. Meinerzhagen u. Wittib Raets ersuchten Kurfürst Maximilian Heinrich um eine weitere Zehntfreiheit. |
1668 | Bergmeister Christoff Frantz erstellt im Auftrag des Kurfürsten eine Generalübersicht aller Bergwerke. Einführung des Namen „Firneberg“ zur Unterscheidung vom Bergwerk im Siepen. |
4. Betriebsperiode: 1685 – 1732 Anton Chlouth
1685 | Wiederaufnahme durch Anton Clouth. (Versuchsarbeiten?) |
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1694, 21.Juli | Verleihung der Bergrechte an den Kölner Brückenbaumeister Anton Clouth durch Kurfürst Josef-Clemens von Bayern. Baubeginn des Grundstollens |
1695 | Mitgewerke werden: Johann-Hermann Kempis und Johann-Arnold de Reux, der spätere Generalvikar der Erzdiozöse Köln |
1699 | Die Anteile von Kempis gehen an Peter Breuer (Brewer) dem damaligen Schultheis von Deutz. |
1705 | Breuer verkäuft seine Anteile an Clouth und de Reux |
1720 | Fertigstellung des Grundstollens (520 Lachter Länge) |
1721 | Anton Clouth verstorben. |
1732 | Verkauf der Anteile Clouths an die Kölner Kaufleute Joh. Heinrich Hüls und Joh. Franz Wierz. |
5. Betriebsperiode: 1732 – 1797 Hüls und Wirz
1735 | Erster Nachweis des Namen St.Josephsberg (Kapelle Selhof) (St.Marienberg 1724) |
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1744 | 80 Mann beschäftigt. |
1756 | Glockenguß für das Bonner Münster mit 8000 Pfd. Breitbacher Kupfer |
1773/74 | Gründung der St.Josephsberger-Knappschaft (Gemeinsame Notkasse) |
1789 | Beschreibung durch C.W. Nose, 100 Mann Belegschaft, 20. Okt. 1789 Besuch des jungen Alexander v. Humboldt |
1792/93 | Misswirtschaft und Raubbau am Virneberg |
1794 | Besetzung des rechten Rheinufers nach der franz. Revolution, Bergbau kommt zum Erliegen. |
1797 | J. M. Hüls muss seine Anteile wegen Überschuldung an die Gebrüder Bolckhausen abtreten. |
6. Betriebsperiode: 1797 – 1820 Bolckhausen, Bleibtreu u. Erben Wirz
1797 | Fortführung durch Gewerkschaft Erben Wirz und Gebrüder Bolckhaus, Köln |
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1799 | Leopold Bleibtreu wird Berginspektor am Virneberg Neuordnung des Betriebes, strenge Vorschriften, schwarzgrüne Uniformen, Knappschaftsbüchse und medizinische Versorgung. Pflege alter Bergmannsbräuche. |
1800 | Schacht „Vertrauen zum Landesvater“ Der letzte Kurfürst Max-Franz besuchte mehrmals die Rheinbreitbacher Bergwerke. |
1802 | Besuch des Kurkölnischen Regierungspräsidenten Graf v. Nesselrode – Reichenstein an den Bergwerken. |
1801-1811 | Anpachtung der Unteren Burg als Wohnsitz (Leopold u. Abraham Bleibtreu) |
1803 | Säkularisation: Anfall der Gegend an Herzogtum Nassau. Besuch von Fürst Friederich August. |
1805 | Wiederinbetriebnahme des alten, oberen Feldorts. |
1810 | Fertigstellung des Wasserstollens im „Duverott“, in den nächsten Jahren geht der Bergbau zurück, die Wasserkunst geht zu Bruch |
1815 | Wiener-Kongress: Die Rheinprovinz fällt an das Königreich Preussen |
7. Betriebsperiode: 1820 – 1853 Gebrüder Rhodius
1820 | Übernahme durch Christian und Engelbert Rhodius aus Linz |
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1821 | Aufarbeitung alter Halden durch Schwefelsäure, Vitriolherstellung. Aufbau der Sterner-Hütte durch die Gebr. Rhodius in Linz |
1832 | Wiederinbetriebnahme des eingestürzten Grundstollens, der mit einer 1044m langen eisernen Schienenfahrt (Grubenbahn) ausgestattet wurde. |
1840 | Beginn des Tiefbaus mittels Dampfkraft am Regentenschacht. Verlegung der Förder- und Aufbereitungsanlagen an den Virneberg. Errichtung des St.Josephberger-Kreuzes durch die Gewerkschaft |
1843 | Regentenschacht hat eine Tiefe von 112 Metern erreicht, Querschlag zur Erzlagerstätte. |
1848 | Schwierige Verhältnisse durch die Revolution. Nur Aufbereitung der Halden |
1852 | Einstellung des Bergbaus |
8. Betriebsperiode: 1853 – 1862 Anonyme Gesellschaft für Rheinischen Bergwerks-und Hüttenbetrieb
1853 | erkauf an Anonyme Gesellschaft für Rhein. Bergwerks- und Hüttenbetrieb (Generaldirektor Rudolph Rhodius). Vertiefung Regentenschacht auf 132m, Anlage des ebenso tiefen Alexanderschachts |
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1854 | Höchste Kupferproduktion von 53.506 Zentner |
1855 | Knappschaft besteht aus 260 Männern, Frauen und Kindern |
1861 | Förderung von 42.047 Tonnen Erz |
9. Betriebsperiode: 1862 – 1886 Virneberg Copper + Mining Company
1862 | Übernahme durch St.Josephsberg Copper + Lead Mining Comp.Ltd. |
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1864 | 86 Personen Belegschaft |
1870 | Neuer Maschinenschacht, „Hadley Schacht“ |
1876 | Neue Gesellschaft: Virneberg Copper + Mining Company Abwurf von Regenten- und Alexanderschacht |
1878/80 | Neubau von Aufbereitungsanlagen |
1882 | Einstellung des Betriebes der englischen Gesellschaft, Fortführung mit kleiner Belegschaft |
1886 | Endgültige Stillegung durch Grubendirektor M.K.Roskilley |
Weitere Entwicklung:
1894 | Errichtung des Chlouths Kreuz auf der Breiten Heide durch die letzten Rheinbreitbacher Nachkommen der Familie |
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1896 | Abriss des letzten Schachtgerüstes. |
1902 | Kauf durch Alfred Mannesmann |
1907, 26.8. | Gründung des St. Josephs-Bürgerverein aus der ehemaligen Knappschaft |
1914 | Bruch des Virneberger Weihers |
1939-45 | Während des zweiten Weltkrieges kurzzeitige Versuchsarbeiten durch die deutsche Wehrmacht (Grundstollen). |
1945 | Zerstörung des Clouths Kreuz |
1980, 23.11. | Gründung der Bergbauforschergruppe „St.Josephsberger Hobbysteiger“ |
1981 | Neuerrichtung des Clouths Kreuz unweit des alten Standorts, durch den St. Josephs-Bürgerverein |
1986 | Erneuerung des St. Josephsberger-Kreuzes durch den Bürgerverein |
1986, Okt. | Veröffentlichung des Buches „Rheinbreitbach, mit Schlägel und Eisen“ |
1991-97 | Das Virneberger Haldengelände wird rekultiviert und als Wildgehege umzäunt. Das von der Bonner Baustelle zum Haus der Geschichte angefahrene Erdreich enthält zum Teil römische Scherben. |
1994, Juli | Herausgabe einer Bronze-Gedenkplakette zum 300-jährigen Jubiläum der Verleihung der Bergrechte an Anton Chlouth. |
1999 | 225 Jahre Knappschaft / Bürgerverein, Veröffentlichung einer Festschrift mit Bergbaugeschichte |
2000 | Bürgerverein übernimmt die Patenschaft über den so genannten Umlaufstollen und legt dessen Eingänge im Herbst frei. |
2000 – heute | Laufende Reparatur-Arbeiten an den Mauerresten einer ehemaligen Erzaufbereitung mit dem „Umlaufstollen“. |

Jürgen Fuchs, 2002